Das Rabennest…

…immer dasselbe. Wenn man einmal anfängt, im Haus herumzukramen, entfremdet es sich immer weiter von einem. Und irgendwann stellt man sich dann vor, wie es andere sehen, dieses Kuddelmuddel aus altem Kram und neuen Nutzlosigkeiten, Dingen, die die Gebrauchsspuren unseres Familienlebens ins Gesicht geschrieben tragen, peinliche Entgleisungen und kindliche Geschmackslosigkeiten, die die Welt nicht braucht. Und dann diese Sachen (Sofas, Kissen, Decken), die zu gemütlich sind, um weggeschmissen zu werden, aber einfach nur wie ausgelatschte Sofas, Kissen, Decken aussehen. Bücher, uralt und vergilbt, mit Bleistiftnotizen drin, Wandteppiche von Reisen, die ich nicht vergessen möchte, Pflanzen, die nicht mehr blühen, aber trotz hartnäckiger Vernachlässigung weiterhin grüne Blätter tragen. Die Kritzelspuren der ersten Schreibversuche der Rabenkinder, genau wie dieser blöde blaue Farbklecks an der frischgestrichenen Wand, der da hin kam, weil du den Pinsel unbedingt schütteln musstest. Und der Abdruck der ganzen Hand des Rabensohns auf Überkopfhöhe am Treppenaufgang. Ahhh…

Heute sind wir also mal wieder dabei, das Rabennest ein bisschen in Ordnung zu bringen. Und wie immer konfrontiert mich dieser Versuch mit den traurigen Mitteln unseres Lebens. Und dann auf einmal du, mein Rabenkind, einfach so, aus dem Blauen: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich unsere Wohnung mag? Genau so, wie sie ist – mit unseren Teppichen und Sachen und den Spuren unseres Lebens? Ich würde sonst nirgendwo leben wollen…“

Okay… Das musste mir wohl mal wieder einmal einer sagen. Dass es eben NICHT die cremefarbenen Ledersofas sind, die unserem Leben seine Qualität geben, sondern eher ganz andere Sachen. Ich freue mich, dass du das auch so siehst…

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